Walter Mayer

Fürth 2003

 

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Das Fürther Rundfunkmuseum - Künftig in der Uferstadt

Das größte Rundfunkmuseum Süddeutschlands steht in Fürth, angemessen der Tatsache, daß in unserer Stadt einst die großen Rundfunkfirmen Grundig und Metz ansässig waren. Viele Bürger haben deshalb in dieser Branche Arbeit gefunden. Die außerdem dringend benötigten Arbeitskräfte mußten teilweise mit Bussen jeden Tag von weither geholt werden. Die Firmengründer Paul Metz und Max Grundig haben manches Positives für die Stadt und die Region getan, auch gibt es Denkmäler wie beispielsweise den Brunnen an der Fürther Freiheit oder die Paul Metz Halle in Zirndorf.

Wehmütig muß der Aktivist der Gründerzeit deshalb ansehen, wie die Gebäude, mit denen der Aufstieg der Firma Grundig geschafft wurde, abgerissen werden. Gewiß, sie sind alt und wenig schön, aber doch traditionsbehaftet. Ein neuer Besitzer gestaltet das ehemalige Grundig-Gelände nach seine Vorstellungen. Es wird künftig eine Uferstadt entstehen, wenn die Pläne verwirklicht werden.

Uferstadt deshalb, weil die Pegnitz direkt an das Gelände angrenzt und die Gebäude, die bisher die Sicht zum Fluß behindern, abgerissen werden. Durch eine Fußgängerbrücke soll dann die Anbindung an Mainau und Stadtpark realisiert werden. Man kann nur hoffen, daß bei der Neugestaltung die letzten Reste des ehemaligen Fürther Kurbades erhalten bleiben. Gemeint sind Reste des Kurparks, Ruhetempel und Brunnen, Erinnerungsstücke, die seitens Grundig über Jahrzehnte unberührt blieben.

Mitten in der neuen Uferstadt steht das alte Hauptgebäude der Firma Grundig aus dem Jahr 1950. Hier waren über viele Jahre die Hauptverwaltung und auch die Firmenleitung konzentriert. Sogar das Fernseh-Entwicklungslabor war anfangs dort untergebracht. Diese Gebäude wurde noch von Grundig nach den Bedürfnissen des Rundfunkmuseums renoviert und dann von der Stadt Fürth angemietet. Dabei hat wohl das Traditionsbewußtsein für die einst große einheimische Firma eine Rolle gespielt. Jedenfalls ist das Rundfunkmuseum jetzt in vier Etagen auf tausend Quadratmetern hervorragend untergebracht. Ehrenamtliche Fachkräfte, die angetrieben von Liebhaberei und Tradition immer wieder dorthin kommen, versuchen den Fundus des Museums optimal zu präsentieren. Dabei steht im Vordergrund, interaktive Demonstrationen aufzubauen, die auch für den technischen Laien verständlich sind.

Auf Knopfdruck oder Reglerbetätigung wickelt sich in einer Vitrine ein rundfunktechnisch bedeutsamer Vorgang ab, so daß er für jedermann verständlich ist. Glücklicherweise gibt es in der Universität Erlangen einen Lehrstuhl, der sich ausgiebig mit physikalischer Didaktik und Museumspräsentation beschäftigt. Von dort kann manche Anregung bezogen werden. Für physikalisch-technisch versierte Besucher, insbesondere Gruppen, werden Führungen angeboten, bei denen intensiver auf die technischen Details eingegangen wird. Mittlerweile ist das Angebot des Museums so groß, daß technische Führungen auf die jeweils interessierenden Fachgebiete beschränkt werden müssen.

Für solche Führungen sind vorherige Anmeldungen notwendig. Mögliche Schwerpunktthemen sind:

- Die Ausbreitung der Rundfunkwellen.

- Die Verstärkung mit Röhre und Transistor.

- Die Umwandlung elektrischer Schwingungen in hörbaren Schall.

- Die Historie des Rundfunkempfängers in 100 Jahren.

- Die Signalaufzeichnung von Ton und Bild.

- Die Bildwiedergabe bis zu den heutigen Techniken.

- Die Fernseh-Bildzerlegung und Übertragung.

Dem Rundfunkmuseum angeschlossen ist ein Förderverein mit einigen hundert Mitgliedern, der das Museum nach Kräften unterstützt. Viermal im Jahre erscheint ein Informationsheft des Vereins unter dem Titel ,,Kleeblatt Radio", aus dem viel Interessantes entnommen werden kann.

Für die Zukunft bleibt zu hoffen, daß das Rundfunkmuseum als Zentrum der neuen Uferstadt und Erinnerungsstätte der großen Fürther Rundfunktradition regen Zuspruch erfahrt.

Walter Mayer

Walter Mayer, Dipl. Physiker Jahrgang 1926, war 40 Jahre - von 1951 bis 1991 - bei Grundig beschäftigt. Für die Vielzahl seiner Erfindungen, Patente und Artikel in Fachzeitschriften erhielt er die Rudolf Diesel Medaille des Instituts für Erfindungswesen e. V.